Der heilige Heinrich

Heinrich war der Sohn von Heinrich dem Zänkerer, dem sein Herzogtum Bayern wegen andauernder Querelen von König Otto weggenommen worden war. Heinrich kam in die Klosterschule von Hildesheim und sollte - wohl auf Anweisung von König Otto II., um ihn aus der Erbfolge auszuschalten - auf den geistlichen Stand vorbereitet werden. Weitere Studien folgten im Kloster St. Emmeram in Regensburg unter der Leitung von Abt Ramwold. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er als Heinrich IV. 995 dennoch das Herzogtum Bayern, er sorgte sich engagiert um eine Erneuerung der Kirche und der Klöster. 998 begleitete er Kaiser Otto III. auf der Wallfahrt nach Rom und 1000 auf dessen Pilgerfahrt nach Gnesen - dem heutigen Gniezno. 1001 half er dem von den Römern umzingelten Kaiser Otto und brachte ihn zusammen mit Papst Silvester II. in Sicherheit.

1002 wurde Heinrich als Heinrich II. Nachfolger von Otto III. in Mainz von Erzbischof Willigis zum König gekrönt; dabei galt es eine starke Opposition, angeführt von Bischof Bernward von Hildesheim, zu überwinden. 1003 hielt er in Diedenhofen - dem heutigen Thionville - in Lothringen einen Hoftag und zugleich eine Synode ab; Heinrich begann, sich als "Kollege der Bischöfe" und "Bruder der Mönche" zu profilieren. Er wurde ein zäher Realpolitiker, der sein Ziel - die Wiederherstellung des großen Frankenreiches - erfolgreich verfolgte; 1004 wurde er König von Italien, in diesem Jahr stellte er auch das Bistum Merseburg wieder her. 1007 gründete er das Bistum Bamberg, schon ab 1002 hatte er den Dom in Bamberg erbauen lassen - wie die Peterskirche in Rom Petrus geweiht und gewestet.

1014, während des zweiten Zuges nach Rom, wurde Heinrich von Papst Benedikt VIII. zum Kaiser gekrönt. Er verstand seine Macht als "von Gottes Gnaden" verliehen. Fortgesetzte Kämpfe an den Grenzen und im Inneren des Reichs hielten ihn in Atem. Gegen den polnischen König Boleslaw Chrobry führte er drei Kriege, im Westen des Reiches von Flandern bis nach Burgund griff er gegen die erstarkenden Territorialgewalten ein, dreimal zog er nach Italien.

Heinrich gründete und stiftete zahlreiche Kirchen und Klöster, darunter den Bau der Klosterkirche St. Michael in Hildesheim; der Bau wurde schon damals so berühmt, dass die Redensart vom "Deutschen Michel" auf ihn zurückgeht. Er förderte die Reformen von Cluny, stärkte durch die engen Verflechtungen mit der Kirche das Reich und stabilisierte die Bischöfe als Stützen seiner Macht. Beim dritten Italienfeldzug 1021/22 setzte er auf dem Rückmarsch auf dem Kloster Montecassino einen neuen Abt ein und ließ in Pavia eine Synode abhalten, die den Zölibat einschärfte, um den Bestand des Kirchengutes zu sichern. Auf dem Rückweg aus Italien besuchte er Odilo in Cluny und wurde als Laienbruder in die Klostergemeinschaft aufgenommen.

Heinrich war durchdrungen vom Gedanken des göttlichen Auftrags als Herrscher, er wurde zum Vollender des ottonischen Reichskirchen-Systems. Während seiner 22 Regierungsjahre besetzte er 62 Bischofsstühle, meist mit engen Vertrauten; seinen Bruder Bruno ernannte er zum Bischof von Augsburg. Nicht zuletzt dadurch verlieh er dem Reich eine große innere Stabilität, dessen Blüte Werke der Buchmalerei, Goldschmiedekunst und Architektur beweisen.

Mit dem Straßburger Münster eng verbunden, stiftete er nach einer ihn besonders ergreifenden Messe die Pfründe eines Domherrn als "Chorkönig", damit dieser ihn täglich vertrete. Die Legende sagt, er habe mit seiner Frau Kunigunde in Keuschheit gelebt; die Ehe blieb kinderlos. Bekannt ist die Legende vom Gottesurteil: Kunigunde wurde fälschlich des Ehebruchs beschuldigt und bezeugte dann ihre Unschuld, indem sie unverletzt über glühende Pflugscharen schritt. Sein Grab fand Heinrich im Bamberger Dom, wo er das von Tilman Riemenschneider geschaffene Hochgrab mit Kunigunde teilt.