Fronleichnam am 20.06.2019

20. Juni 2019

Bunt, vielfältig – und gläubig. Es ist schon ein ungewöhnliches Bild, das die Katholikinnen und Katholiken zu Fronleichnam zeigen. Eine Prozession mitten in der Stadt. Mit Liedern und Gebeten in unterschiedlichen Sprachen, auch verschiedenen Kulturen. Weltkirche hautnah. Und mit dem Herrn unterwegs. Zum mittlerweile 11. Mal werden sich Katholikinnen und Katholiken in Hannover am Hochfest Fronleichnam – in diesem Jahr am 20. Juni – zum Gottesdienst und einer zentralen Prozession durch die Innenstadt versammeln. Und zum fünften Mal wird um 18:30 Uhr der Auftakt mit einem Freiluftgottesdienst an der Marktkirche gemacht. Ein starkes Zeichen der ökumenischen Verbundenheit.

Seit dem Mittelalter wird Fronleichnam von Katholiken in aller Welt gefeiert. Der Name Fronleichnam stammt aus dem Mittelhochdeutschen: vron – was den Herrn betrifft, lichnam – Leib. Der Leib Christi wird an diesem Tag vom Priester in Gestalt einer Hostie in einer Monstranz, einem Zeigegerät, durch die Straßen getragen. Das Fronleichnamsfest wird 60 Tage nach Ostern gefeiert – immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten. Der Donnerstag als Festtermin knüpft an den eigentlichen Gedenktag des letzten Abendmahles, den Gründonnerstag, an.

1215 hat das vierte Laterankonzil, das bedeutendste Konzil des Mittelalters, den Glaubensgrundsatz benannt, dass Jesus in Brot und Wein nach der Wandlung gegenwärtig ist. Theologisch ausgedrückt: die Realpräsenz. Im Verlauf des 13. Jahrhundert kam die Erfahrung dazu, Jesus in der Eucharistie auch außerhalb der Heiligen Messe erleben zu können – durch die Prozessionen mit dem Allerheiligsten: „Sakrament der Liebe Gottes: Leib des Herrn, sei hoch verehrt, Mahl, das uns mit Gott vereinigt, Brot, das unsre Seele nährt …“ So hat es der heilige Thomas von Aquin, Dominikaner und Kirchenlehrer, 1263/64 geschrieben. Übrigens als Lied. Der Freude wegen.

Fronleichnam heißt mit dem Herrn, mit unserem Bruder Jesus Christus unterwegs zu sein. Es ist auch ein Weg der Fragen. Welche Bedeutung werden Glaube und Kirche, Gebet und Nächstenliebe künftig haben? Gerade das Hochfest Fronleichnam fordert heraus: Sich zu wandeln, aber sich selbst nicht untreu zu werden. Aber es ist auch ein Weg der Gewissheit: „Ich bin alle Tage bei euch ...“

Rüdiger Wala